“Warum benutzt ihr eigentlich keinen Piercingschmuck aus Kunststoff im Tempel? Andere Piercingstudios in München machen das ja schließlich auch.”

Diese Frage bekommen wir im Tempel sehr häufig gestellt.

Hierzu sei vorweg gesagt: Kunststoff ist bei weitem nicht gleich Kunststoff. Es gibt tatsächlich “hochwertige” bzw. “höherwertige” Kunststoffe in Form von PTFE (Polytetraflourethylen, ugs: Teflon), die zumindest theoretisch aufgrund ihrer exakten Materialbeschaffenheit für den Ersteinsatz beim Piercen geeignet wären. Sie enthalten  -selbstverständlich –  kein Nickel und geben auch keine Weichmacher an den Körper ab. Ganz im Gegensatz zu minderwertigen Kunststoffen.

Die meisten Piercings aus Kunststoff, die wir bei uns im Tempel München zu Gesicht bekommen, sind qualitativ unter aller Kritik. Überdrehte Gewinde, beschädigte und damit einhergehend scharfkantige Oberflächen, die den Stichkanal verletzen und so Komplikationen hervorrufen kommen uns immer wieder unter.

Tatsächlich bietet das Arbeiten mit Kunststoff Vorteile – für das Studio:

  1. Schmuck muss nicht in allen Größen auf Vorrat sterilisiert vorhanden sein. PTFE-Schmuck kann der Piercer beliebig kürzen. Das Gewinde lässt sich durch bloßes Aufschrauben der Kugel erzeugen. Daher ist es je Schmuckart nur erforderlich ein- und denselben Artikel mehrfach zu sterilisieren. Das erspart jede Menge Zeit und logistischen Aufwand.
  2. Die Kosten: Im Vergleich zu geeignetem Titan liegen die Kosten für zulässigen PTFE-Schmuck bei ca. 30%. Dementsprechend vergrößert sich die Gewinnspanne für das Piercingstudio.
  3. Wie schon in Punkt 1.) angeführt, erzeugt man durch Aufdrehen der Piercingkugel ein Gewinde. Dementsprechend instabil ist das Material, und nach wenigen Wechseln sind die Gewinde meist überdreht. Infolgedessen ist neuer Schmuck fällig.Ergo: Durch die geringere Haltbarkeit von Kunststoffpiercings gegenüber hochwertigem Titanschmuck braucht der Kunde mehr Schmuck. Das bedeutet mehr Schmuckverkauf und somit mehr Umsatz. Nicht sonderlich kundenfreundlich, aber effektiv.

Auch die Vorteile für den Kunden wollen wir an dieser Stelle nicht unter den Teppich kehren:

  1. Gerade bei Oralpiercings entsteht ein geringeres Risiko für die Zähne im (Un-)Fall des Draufbeißens. In den meisten Fällen beißt man jedoch eher auf die Kugel – Kunststoff-Kugeln kann man aber auch auf Metallstäbe schrauben.
  2. Die Oberfläche von unbenutztem PTFE ist antiadhäsiv. Daher haben Verunreinigungen kaum Haftmöglichkeiten.

Wir im Tempel geben dennoch ganz klar hochwertigem Titanschmuck beim Piercen den Vorzug.

Die einzige Ausnahme bildete bei uns vor einigen Jahren in wenigen Fällen das Christina-Piercing.  Bei manchen Kundinnen mussten wir aus anatomischen Gründen in einer Länge stechen, die aus Titan nicht erhältlich war.

Daher ist unsere Erfahrung mit diesem Metall auch nicht rein theoretischer Natur.  Inzwischen haben die Sonderanfertigungen aus Titan in unserem Studio Einzug gehalten. Wir lassen für verschiedene Piercings inzwischen unseren Schmuck nach unseren Vorstellungen herstellen und brauchen daher Keinen Piercingschmuck aus Kunststoff zum Stechen.

Wie bereits oben unter “Vorteile Studio – Punkt 2.) erwähnt, drehen die Gewinde bei Kunststoffpiercings schnell durch und zwingen den Kunden zum Neukauf. Das ist nur bedingt ein Vorteil. Einerseits ist es unserer Meinung nach nicht sonderlich seriös Schmuck zu verkaufen, bei dem wir von vornherein wissen, dass er nur begrenzt verwendbar ist. Andererseits generiert ein Piercingstudio auf diesem Weg auch keine zufriedenen – und somit Stamm-Kunden.

Erschwerend hinzu kommt die Materialbeschaffenheit.

Die Materialoberfläche von Kunststoffpiercings neigt zur Bildung von Rissen. Auch wenn in diesem Punkt oft Gegenteiliges zu lesen ist, hatten wir noch nie (!) ein getragenes Kunststoffpiercing mit einwandfreier Oberfläche in der Hand. Auf einer porösen Oberfläche haften Verunreinigungen extrem gut.  Somit wird das Tragen von solchen Piercings schnell unappetitlich und unhygienisch. Aufgrund dessen entstehen oft Reizungen und Entzündungen.

Bei minderwertigem Kunststoffschmuck verhält es sich noch extremer. Die Oberflächen sind viel zu weich für äußere Einflüsse und mechanische Belastungen. Aus diesem Grund entstehen schon bei Kontakt mit Fingernägeln oder Zähnen scharfkantige Risse an der Oberfläche. Diese wiederum verletzen den Stichkanal und die Wundränder bei Reibung. Schmerzen, Irritationen, Entzündungen und auch Granulome sind oft die unschönen Folgen. Oftmals gibt ungeeigneter Kunststoff auch Weichmacher an den Körper ab und erzeugt allergische Reaktionen.

Ein ebenfalls oft vorgebrachtes Argument ist das “geringere Risiko für die Zähne”. Das ist zweifelsohne richtig. Das Risiko für die Zähne beschränken wir mit Kunststoffkugeln auf das absolute Minimum. Als Schmuck im Stichkanal bevorzugen wir dennoch Titan. Auf den im Stichkanal verbleibenden Part kann man bei vernünftig angepasster Länge kaum beissen.

Piercings aus Kunststoff passen sich übrigens nicht dem Körper an, das ist ein Märchen!

Elastisch verformbare Kunststoffe haben das Bestreben in ihre ursprüngliche Form zurück zu kehren. Daher raten wir von selbst zurechtgebogenen Stäben und Bananensteckern für Oberflächenpiercings ausdrücklich ab. Diese Eigenkreationen wachsen nahezu immer heraus. Die Gründe dafür erläutern wir sehr ausführlich in diesem Video.

Für die Kunden, die tatsächlich auf Kunststoffpiercings zurückgreifen wollen oder sogar aus diagnostischen Gründen müssen, führen wir selbstverständlich qualitativ hochwertigen Schmuck aus PTFE. Wir verkaufen ihn und wir wechseln ihn. Für den Ersteinsatz verwenden wir aber keinen Piercingschmuck aus Kunststoff sondern ausschließlich Titan G23.

Fazit: Für uns Bedeutet die Verwendung von Titanschmuck einen erheblichen Mehraufwand bei der Aufbereitung und Sterilisation und deutlich weniger Umsatz. Die Gesundheit und Zufriedenheit unserer Kunden hat für uns aber einfach oberste Priorität. Daher verwenden wir auch weiterhin Keinen Piercingschmuck aus Kunststoff sondern Titan G23 zum Stechen.