Ozapft is ned – warum es dieses Jahr keine Wiesn-Aktion gibt (und wie wir versuchen Corona zu meistern)
Mehr als 10 Jahre war es eine liebgewonnene Tradition im Tempel München: Wer an einem bestimmten Tag vor der Wiesn in Tracht kam, bekam einen ordentlichen Rabatt auf ein Piercing. Meistens hatten wir viele Menschen in Tracht zugleich im Tempel, einen proppevollen Wartebereich, diesen hatten wir zünftig dekoriert und oft sogar genug Lebkuchenherzen für alle – gerade lustig war es.
Dieses Jahr lassen wir diese Aktion ausfallen: Seitdem wir nach Corona wieder öffnen durften, versuchen wir alles um Menschenansammlungen im und vor dem Tempel zu vermeiden. Dass man derzeit selbst für einen Schmuckeinkauf oder um einen Tattootermin zu vereinbaren einen Termin braucht, sorgt zwar oftmals für Unverständnis – aber wenn wir gerade zwei Piercings stechen und zugleich zwei Tattooberatungen machen, ist die Kapazität vom Eingangsbereich des Tempel erschöpft und wir dürfen (!) keine fünfte Person in den Tempel lassen, auch nicht mal kurz zwischendurch. Was wäre die Folge wenn in dem Bereich fünf Menschen gleichzeitig wären? Eine Geldbuße für uns, nicht unter 5000,- Euro.
Mit Dirndl und Maske vor dem Tempel warten? Irgendwie witzlos… und überhaupt, hat es den meisten ja nur Spaß gemacht wenn sie in einer großen Gruppe in Tracht gekommen sind. Das ist aber leider nicht möglich.
Seit vier Monaten sind wir für jeden Tag dankbar, wo wir geöffnet haben dürfen – auch wenn wir natürlich bei weitem nicht die Umsätze und Kundenfrequenz haben wie vor dem Lockdown.
Wir haben (freiwillig!) mobile Trennwände bei den Tätowierern eingezogen, wir tragen freiwillig FFP2-Masken – damit schützen wir euch und uns (man gewöhnt sich im übrigen an die Dinger, auch wenn es sich Anfangs deutlich schwerer atmet als unter der Mund-Nasen-Bedeckung aus Stoff von uns, die zwar schöner ist aber halt nicht so wirkungsvoll).
Die Corona-App die wir freiwillig installiert haben zeigt auch am heutigen Tag, dass wir im gesamten Zeitraum noch keinen Risiko-Kontakt hatten – das freut uns sehr. Es freut uns übrigens auch dass es die App gibt – schließlich gäbe sie uns theoretisch die Möglichkeit, nach einem Risiko-Kontakt daheim zu bleiben anstatt das ganze Studio anzustecken oder in Quarantäne schicken zu müssen.
Die lustigen Eieruhren die auf dem Tresen laufen, erinnern uns spätestens alle 30 Minuten daran, dass wir sämtliche Flächen die mit Kunden in Kontakt kommen könnten desinfizieren.
Mit all diesen Sachen können wir als Geschäft leben & überleben – aber es erschien uns unpassend, jetzt eine Aktion zu machen die Normalität vorgaukelt und wieder größere Gruppen zu uns/vor den Tempel bringt.
Wir bedanken uns für euer Verständnis – und bleibt gesund. Bis bald im Tempel.
PS: Auf dem Bild seht ihr nur einen kleinen Teil unserer Crew – nämlich die, die ohnehin die ganze Zeit auf engem Raum zusammen arbeiten müssen. Bis auf unsere Azubine Jenny sind keine Tätowierer auf dem Bild – wir halten derzeit Abstand, wo es nur möglich ist.