Die Tattoofarben-Petition “Save the Pigments” läuft weiterhin
Um die Tattoofarben-Petition Save the Pigments war es zumindest nach außen in den letzten Wochen etwas Still geworden. Nach dem Corona-Lockdown waren viele Tätowierer froh, erst einmal wieder tätowieren zu dürfen und das Jahr 2023 schien noch so lange weg.
Das änderte sich schlagartig letzte Woche, also bekannt wurde dass bereits ab dem 04. Januar 2022 sehr viele bzw. fast alle aktuellen Tattoofarben in der Europäischen Union verboten sind. Tattoo-REACH ist das Schlagwort. Was es damit auf sich hat, haben wir bereits berichtet.
Fragerunde beim European Tattoo Panel
Am gestrigen Abend fand über den Instagram-Kanal des European Tattoo Panel eine Fragerunde zum Thema Tattoo-REACH statt. Unter dem plakativen Motto “Schluss mit Mythen und Bullshit” wurde z.B. mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass wir Tattoo-REACH der Arbeit von eifrigen Lobbyisten von großen Konzernen zu verdanken haben.
Ihr könnt euch die Fragerunde beim European Tattoo Panel auf dem Instagram-Kanal in voller Länge ansehen.
Insgesamt 95 Minuten nahmen sich die Teilnehmer Zeit um die Entstehungsgeschichte von Tattoo-REACH zu beleuchten und die Fragen der Zusehen zu beantworten. Wir werden darüber noch im Laufe des Tages einen ausführlichen Artikel veröffentlichen.
Auch ein Thema: Tattoo-Petition “Save the Pigments”
Zwei der Teilnehmer der gestrigen Runde beim European Tattoo Panel waren Michael Dirks und Erich Mähnert. Diese sind die Initiatoren der Tattoofarben-Petition. Die Fragen zur Petition bzw. den aktuellen Stand der Petition beleuchten wir kurz in diesem Artikel:
Bringt die Petition überhaupt noch etwas?
Die Ausführungen hierzu kamen größtenteils von Erich Mähnert. Wer Erich ist bzw. seinen Werdegang beleuchten wir in unserem später folgenden Artikel zum Tattoo-REACH.
Werdegang der Petition “Save the Pigments”
Die Petition zur Rettung der Tattofarben wurde im vergangenen Jahr eingereicht im Petitionsportal der Europäischen Union. Anschließen wurde vom Petitionsausschuss der EU geprüft, ob die Petition überhaupt Rechtens ist.
Dieser Vorgang ist im übrigen ein gravierender Unterschied zu irgendwelchen Petitionen die im Internet via change.org oder ähnlichem gestartet werden.
Wichtig: Es gibt hier keine bestimmte Anzahl Unterstützer bzw. Unterzeichner, ab der etwas geändert wird. Aber je mehr Leute eine Petition unterzeichnen, um so höher wird der (politische) Druck.
Durch die große Anzahl der Unterstützer die Möglichkeit, vor dem Petitionsausschuß zu sprechenAlleine durch die Anzahl von 53 000 Unterstützern damals bekamen die Initiatoren der Petition die Gelegenheit vor dem Petitionsausschuss in Brüssel zu sprechen.
Dabei wurden Fragen vom Petitionsausschuss an die EU-Komission gestellt. Diese konnte die gestellten Fragen beim Hearing nicht ausreichend beantworten. Deswegen wurde vom Petitionsausschuss der Beschluss gefasst, die Petition geöffnet zu lassen und von der EU-Komission schriftliche Antworten auf die gestellten Fragen zu bekommen.
Nächster Stop: EU-Gesundheitsausschuss
Nach der schriftlichen Beantwortung der Fragen wird das ganze dann gesammelt in den EU-Gesundheitsausschuss gebracht. Dieser befasst sich anschließend damit noch einmal.
Keine schriftliche Stellungnahme der EU-Komission seit März
Seit März wird nun auf die schriftliche Stellungnahme der EU-Komission gewartet.
In der Zwischenzeit wurden auch über das European-Tattoo-Panel bzw. über alle Europäischen Tattooverbände ein Open-Letter an alle Mitglieder des EU-Gesundheitsausschuss verfasst. Dieser enthält alle relevanten Informationen in der jeweiligen Landessprache, damit die Parlamentarier entsprechend vorbereitet sind. Auch hierbei wurde eine große Vorarbeit geleistet.
Vier Anfragen, was denn mit der Beantwortung der Fragen ist wurden bislang nicht beantwortet. Auch der Petitionsausschuss findet das nicht wirklich witzig.
Zusätzlicher Schub durch die neue Situation
Durch die neue Situation ist Petition zum Erhalt der Tattoofarben noch einmal in den Fokus gerückt. Die Anzahl der Unterstützter der Petition ist noch einmal nach oben geschossen. Inzwischen gibt es über 70 000 Unterstützer. Das ist zwar gemessen am Potential der Tattooszene immer noch wenig. Dennoch ist das mit großem Abstand die erfolgreichste Petition, die jemals bei der EU eingereicht worden ist.
Bereits beim Hearing war es schon die erfolgreichste Petition – mit gerade einmal 20 000 Unterstützern zum damaligen Zeitpunkt. Das ist natürlich auch ein starkes Signal an den Petitionsausschuss. Demnach macht es auch weiterhin Sinn, die Petition zu unterstützen.
Die Initiatoren der Petition kommen mittlerweile an ihre Belastungsgrenze, machen es aber gerne. Aus dem einfachen Grund, weil die Tattooszene inzwischen mit einem Bein in Brüssel vertreten bzw. in der Tür ist. Das war bis dato noch niemals der Fall.
Gefordert wurde mit der Petition das Aussetzen der Regelung und ein Aufschub bzw. eine Verlängerung der Übergangsfrist. Es ist also nicht erforderliche, weitere Petitionen zu starten.