Lockdown Folgen für Tätowierer: Die große Leere in mir (und vielen anderen)
Wieder einmal haben wir eine Pressekonferenz aus München unseres Ministerpräsidenten zu anstehenden Corona-Lockerungen angesehen. Wieder einmal sind wir bitterlich enttäuscht worden. Wie oft das im letzten halben Jahr (!) geschehen ist – so lange haben wir inzwischen geschlossen – kann ich inzwischen nicht einmal mehr nachvollziehen.
Ich gebe zu: Ja, das geht an die Substanz. Inzwischen sehr deutlich – auch bei mir. Ja, wir haben alle Einschränkungen: Wir dürfen nicht auf Konzerte, Feiern, Kino, Essen gehen, ins Stadion, unsere Freunde sehen… wir alle.
Das zehrt an den Nerven von allen und das merkt man.
Tattoostudios, Gastronomie, Messebauer
Nicht auszudenken, wenn es allen so ginge wie z.B. Gastronomen, Messebauern oder eben Tätowierern und allen anderen die seit über einem halben Jahr geschlossen sind. Hier kommen zu den Einschränkungen für alle auch noch die Zukunftsängste hinzu.
Bei uns kommt noch einmal eine besondere Last obendrauf: Die der Ungerechtigkeit. Dass es derzeit keine rauschenden Feste in Diskotheken oder eben keine großen Messen gibt, können die meisten vermutlich nachvollziehen.
Hygienische Voraussetzungen in Tattoostudios & Kundenfrequenz
Tätowierer benötigen im Regelfalle einen Kunden am Tag. Das Risiko ist hier so minimal, dass es bislang nicht eine bekannte Corona-Infektion in einem Tattoostudio gibt. Das sehen auch nahezu alle Länder so – fast überall sind Tattoostudios geöffnet. Auch in Deutschland sind Tattoostudios geöffnet – zumindest bei einer Inzidenz von unter 100.
Ich lebe im einzigen Bundesland, in dem Tattoostudios ohne erkennbaren Grund geschlossen gehalten werden. Ohne einen sachlichen Grund oder eine Begründung. Schlimmer noch: Ohne jegliche Öffnungsperspektive.
“Recht haben” oder “Recht bekommen“?
Wir und viele Kollegen haben geklagt. Der Verwaltungsgerichtshof in München erkannte eine mögliche Ungleichbehandlung. Dennoch hob er die Infektionsschutzmaßnahmeverordnung nicht auf – wir haben schließlich eine Pandemie.
Wir haben mit vielen Kollegen ein Video erstellt, welches in der Öffentlichkeit große Beachtung fand: Antenne Bayern, Süddeutsche Zeitung, Merkur, tz, Radio, Fernsehen, undzählige weitere Zeitungen. Zehntausendfach geteilt, wohlwollend kommentiert….
…und unsere Staatsregierung interessiert das alles nicht. Sie öffnet auch jetzt wieder einen Bereich nach dem anderen, mit zum Teil aberwitzigen Begründungen. Wir werden nicht einmal erwähnt.
Selektiver Lockdown – Folgen für Tätowierer verheerend
Tätowierer sind oftmals besonders kreative Menschen. Viele von ihnen sind inzwischen in Depressionen verfallen. Nicht nur, dass sie nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können wie alle anderen, man entzieht ihnen ihre Geschäftsgrundlage. Da um uns rum überall gearbeitet wird – sowohl in den angrenzenden (Bundes-)Ländern auch als schwarz in den Wohnzimmern – besteht auch die Gefahr, viele Kunden an Wettbewerber zu verlieren.
Unterm Strich bleibt … Nichts.
Das macht die Zukunftsaussichten nicht besser und nicht Ängste nicht kleiner.
Das ganze Willkürlich und ohne Grund. Wir sind machtlos. Hilflos. Ratlos. Das Gefühl, das viele von uns in sich haben, lässt sich schwer bis gar nicht beschreiben.
Das Vertrauen in die Politik, den Glauben an Gerechtigkeit haben wir schon längst verloren.
Der Schaden, den Markus Söder und seine Regierung hier in Bayern anrichten, lässt sich auch mit lächerlichen Entschädigungen nicht reparieren.