„Tätowierer aus Bayern geht auf die Straße. Ein Video bringt nichts“. Fazit & Zukunft

Vor einer Woche ging ein Video mit einer Botschaft von mehr als 40 Tätowierern aus Bayern viral. Neben großer Aufmerksamkeit und viel Lob gab es vereinzelt auch Kritik. Zeit für ein kurzes Fazit und einen Ausblick in die Zukunft.

Die Aktion, Aussage und Reichweite

Mehr als 100 Tätowierer aus Bayern haben sich relativ spontan in einer eigenen Facebook-Gruppe eingefunden und zusammen das Video erstellt, welches hier noch einmal betrachtet werden kann. Zuerst kam die Gruppe, jeder Tätowierer war angehalten weitere ihm bekannte Tätowierer einzuladen. Nach einer Woche gab es ein großes Zoom-Meeting, an dem rund 40 Tätowierer teilnahmen. Dort wurde dann final beschlossen, das Video zu machen.

Jedem Tätowierer und Tattoostudio wurde vor einer Woche das Video zur Verfügung gestellt, damit er es über seinen Kanal teilen kann. Zeitgleich wurde eine Pressemitteilung erstellt, die jeder Tätowierer an die ihm bekannten (Lokal-)Medien schicken konnte. Diese konnten zudem über einen seperaten Link das Video downloaden und selber einstellen.

Die Reichweite des Videos der Tätowierer aus Bayern

Alleine von der Facebook-Seite des Tempel München wurde das Video über 3200 mal geteilt und erreichte dabei über 200 000 Personen. Wie oft das Video insgesamt auf Facebook eingestellt und insgesamt geteilt wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Aber eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Oft bzw. sehr oft.

Auch auf Instagram und Youtube wurde das Video sehr oft eingestellt und erreichte dabei hunderttausende Leute.

Das Echo in den Medien

Das Echo in den Medien zählt ja zum Teil noch mit zur Reichweite.

Radio & TV über die Tätowierer aus Bayern

Vorneweg ist hier sicherlich Antenne Bayern zu nennen. Der Radiosender brachte einen eigenen Artikel und platzierte zudem das Video auf seiner Facebook-Seite. Von dort weg wurde es über 3300 mal geteilt. Es erreichte über 4900 likes und mehr als 600 überwiegend positive Kommentare.

Aber auch weitere Radiosender, zum Teil auch aus Region brachten Artikel oder führten mit den entsprechenden Tätowierern Interviews und strahlten diese aus. Auch im Niederbayern TV kam eine kleine Reportage.

Zeitungen und Online-Magazine

Auch in den Zeitungen und Online-Magazinen gab es große Resonanz. Ob in der tz aus München, der Münchner Merkur oder den angeschlossenen Lokalzeitungen: Hier wurde dem Anliegen der Tätowierer aus Bayern jeweils rund eine halbe Seite eingeräumt. Aber auch in vielen weiteren Zeitungen wie dem Oberbayerischen Volksblatt oder Magazinen wie infranken.de (nur um diese Beispielhalft zu nennen) bekamen die Tattoostudios viel Platz für ausführliche Reportagen und Interviews eingeräumt.

Bundesverband Tattoo

Auch der Bundesverband Tattoo veröffentlichte einen äußerst wohlwollenden Artikel zur Aktion der Tätowierer aus Bayern.

Das Feedback und die Kommentare

Wichtiger fast als die Artikel die ja von den entsprechenden Politikern auch gelesen werden, sind ja oftmals die Kommentare darunter. Volkes Stimme ist ja nicht ganz unwichtig, schließlich möchten die Damen und Herren aus der Politik ja auch in der nächsten Wahlperiode (wieder) gewählt werden. Auch hier kann die Aktion getrost als voller Erfolg bezeichnet werden, denn die überwältigende Mehrheit der Kommentierenden schloß sich der schlüssigen Argumentation der Tätowierer zu 100% an.

Kritik an der Aktion

Wenn in den Kommentarspalten Kritik zu lesen war, dann zumeist „das würde nichts bringen“ und „man sollte doch besser auf die Straße gehen“.

Ein Video auf Facebook alleine bringt wenig, das ist richtig. Ein Video mit dieser Resonanz bleibt jedoch auch in der Politik nicht unbemerkt. Dazu gleich noch mehr unter „Ausblick in die Zukunft“. Eines ist jedoch völlig klar: Gar nichts machen bringt noch weniger als ein Video auf Facebook einstellen.

Warum zudem Leute auf Facebook posten, dass es nichts bringt auf Facebook zu posten, bleibt ihr Geheimnis.

Was würde es bringen, statt dem Video auf die Straße zu gehen? Es wäre mit deutlich mehr organisatorischem Aufwand, deutlich weniger Resonanz und einem deutlich höheren Risiko verbunden. Demonstrationen sind in diesen Zeiten nicht gerne gesehen und wer meint, dass selbst die – komplett illusorische Anzahl – von 5000 Leuten vor dem Landtag etwas ändern würde, der ist ziemlich falsch gewickelt. Abgesehen davon, dass es unmöglich wäre unsere Inhalte so ausführlich darzustellen wie es in dem Video geschehen ist.

Ausblick in die Zukunft

Das Video und die Resonanz darauf war erst der Startschuss. Jetzt haben deutlich mehr Tätowierer und Betreiber von Tattoostudios aus Bayern von unserem Anliegen überhaupt erst erfahren und unsere Gruppe ist deutlich gewachsen. Diese ist übrigens keine geschlossene Gesellschaft. Jeder Tätowierer und jedes Tattoostudio welches sich dort einbringen möchte, ist sehr gerne dort gesehen.

Die nächsten Aktionen werden gerade geplant. Zudem haben wir jetzt mehr belastbares Zahlenmaterial und Resonanz aus dem Volk, welche wir an einige Entscheidungsträger in der Politik weitergeleitet haben.

Einige von uns sind auch selber politisch aktiv und haben sehr gute Kontakte in den Landtag. Dort ist die Aktion, aber auch vor allem die Resonanz äußerst wohlwollend zur Kenntnis genommen worden.

Ob das alles was bringt? Das kann niemand mit Sicherheit sagen. Die Anzeichen und Signale dafür sind jedoch sehr gut. Viele Politiker haben jetzt erst gesehen, dass Tattoo und Piercing nicht nur für eine kleine Minderheit in Bayern relevant ist.

Eines ist jedoch ganz sicher: Nichts machen bringt gar nichts.