Keine Lockerung bei den weiteren körpernahen Dienstleistungen wie z.B. Tattoo Studios in Bayern
Das wird viele Tätowierer und Tattoostudios in Bayern wie ein Blitzschlag treffen. Obwohl sich Bund und Länder in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in einer Videokonferenz auf die Öffnung der restlichen körpernahen Dienstleistungen (z.B. Tattoostudios) verständigt hatten, bleiben diese in Bayern geschlossen. Das steht in der 12. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (12. BayIfSMV).
Umfangreiche Öffnungsankündigungen am Donnerstag – jetzt die Ernüchterung
Nachdem fast alle Medien, Tattooblogs und zwei Tattooverbände am Donnerstag von den bundesweiten Öffnungen schrieben, waren sich die Tätowierer ihrer Sache sicher. Was sollte denn auch schief gehen, wenn sich alle einig sind?
Die Rechnung ohne Markus Söder gemacht
Bei aller Euphorie sollte man jedoch eines nie vergessen: In Bayern ticken die Uhren immer noch etwas anders, als im Rest der Republik. Skeptisch wurden wir bereits, als Markus Söder in der Pressekonferenz die „körpernahen Dienstleistungen“ mit keinem Wort erwähnte.
Die Skepsis wuchs noch einmal deutlich, als auch in der neunseitigen Pressemitteilung vom Donnerstag Nachmittag die körpernahen Dienstleistungen mit keinem Wort erwähnt wurden. Sollten sie tatsächlich nur vergessen worden sein?
Auch am Freitag im Landtag – kein Wort von körpernahen Dienstleistungen
Auch bei der Sondersitzung im bayerischen Landtag am Freitag kein Wort zu den körpernahen Dienstleistungen. Weder bei den Reden, noch bei den Aussprachen oder Anträgen. Etwas enttäuschend, dass auch die Politiker die wir schon vor Tagen kontaktiert hatten, körpernahe Dienstleistungen mit keinem Wort erwähnten. Tattoos und Piercings sind scheinbar doch noch nicht in der Gesellschaft angekommen.
Unterdessen unzählige Nachrichten „Tattoostudios dürfen öffnen“
In der Zwischenzeit bekamen wir unzählige Nachrichten, die uns mitteilten, dass Tattoostudios öffnen dürfen. Weil sie es im Radio gelesen hatten oder auf einer entsprechenden Homepage gesehen hatten. Oder es wurde uns mitgeteilt, welche Tattoostudios öffnen würden, weil diese die Information bekommen hatten, dass sie es 100% dürften.
Ausdrücklich kein Vorwurf an die lieben Helfer oder die Studios
Das ist bitte ausdrücklich nicht als Vorwurf an die Leute zu verstehen, die das gemacht haben. Wir wissen ja, dass ihr uns „nur“ helfen und informieren wolltet. Wir wissen auch, dass alle Studios in bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben. Wenn in der Beschlussvorlage „alle“ steht und das nahezu alle Medien und Verbände berichten, dann kann man schon davon ausgehen dass das stimmt.
Leider hat auch der Neid viele Gesichter
Weniger schön waren die Nachrichten, Kommentare und Postings von denen, die uns unterstellt haben, wir würden uns mit unseren Postings in den Vordergrund drängen. Oder wichtig machen. Oder gar so oft in den Ministerien nachfragen, bis wir eine negative Antwort bekommen würden und wären damit schuld, wenn Tattoostudios geschlossen bleiben.
Das waren im übrigen überwiegend die gleichen Leute, die natürlich schon Mittwoch in der Nacht verkündet haben, dass „Tattoostudios in Bayern Safe öffnen werden“. Damit sie die ersten sind in der Facebook-Timeline. Da ist ja dann nicht so wichtig, ob das richtig ist oder nicht. Mediale Aufmerksamkeit hat man. Gleichzeitig pisst man Kollegen an, die wirklich jedem Tattoostudio mir Rat und Tat zur Seite stehen, wie viele Kollegen bestätigen können.
Gründliche Recherche und nur Fakten, weil wir Verantwortung haben
Fakt ist: Wir recherchieren so gründlich, weil wir eine Verantwortung haben. Unseren Mitarbeitern gegenüber, unseren Kunden gegenüber. Es genügt, wenn wir die Achterbahn der Gefühle durchmachen. Außerdem haben wir aus dem letzten Jahr Corona und Verordnungen gelernt.
Die Arbeit würden wir uns im übrigen gerne sparen. Nur leider macht es außer uns in Bayern halt niemand. Siehe unseren gestrigen Artikel. Damit waren wir alleine auf weiter Flur. Leider.
Das ist im übrigen ausdrücklich kein Vorwurf an unsere Verbände. Es ist nahezu unmöglich, in solchen Zeiten für alle Bundesländer den Überblick zu behalten. Wir haben es da vergleichsweise leicht, weil wir uns nur auf den für uns relevanten Bereich “Bayern” konzentrieren können.
Einen sauber recherchierten Artikel schreiben kostet uns im übrigen weniger Zeit, als schon alleine unseren 20 Mitarbeitern mitzuteilen, wie es denn weiter geht. Zugleich greifen auch viele Kollegen auf unsere Erfahrung zurück und wir sparen uns dadurch unzählige Telefonate und Nachrichten.
Die Hiobsbotschaft kam dann via Radio
Mit Nachrichten via Radio haben wir ja schon so unsere schlechten Erfahrungen gemacht. Mehr als einmal wurden hier nur falsche oder unvollständige Nachrichten weiterverbreitet. So auch gestern, als nahezu alle Radiosender die Öffnung der Tattoostudios in Bayern verkündet hatten.
Wenn jedoch ein Radiosender ausstrahlt, dass der Verband der Tätowierer mit der verkündeten Öffnung voreilig war, man selber den Ministerpräsidenten kontaktiert hat und dieser sagte, dass „Tattoostudios selbstverständlich geschlossen bleiben“, dann klingt das schon relativ glaubwürdig.
Traurige Gewissheit durch den Bundesverband Tattoo um 19:05 Uhr – Tattoostudios in Bayern bleiben geschlossen
Um 19:05 veröffentlichte dann der Bundesverband Tattoo folgendes Statement via Faceboook. Nachdem dort ein Auszug aus der 12. BayIfSMV mit abgebildet ist, gehen wir davon aus, dass das die Finale Entscheidung in Bayern ist. Das passt auch zu dem, was sich in den letzten beiden Tagen abgespielt hat:
Traurig, aber wahr: Bayern bricht aus der Bund-Länder-Vereinbarung aus: Tattoostudios bleiben zu! Die Details könnt Ihr in der kürzlich veröffentlichten Verordnung unter § 12 Abs. 2 nachlesen. Genaue Informationen, wann es Tattoostudios erlaubt werden könnte, sind uns derzeit nicht bekannt. Uns fehlen die Worte und es tut uns für unsere Kolleginnen und Kollegen in Bayern sehr leid.
12. Bayerische Infektionsschutzmassnahmenverordnung
Die 12. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung findet ihr hier.
Vereinzelt geisterte ein Artikel durch´s Netz, wo diese Infektionsschutzmaßnahmenverordnung noch als “Entwurf” gekennzeichnet ist. Das ist inzwischen hinfällig, die 12. Infektionsschutzmaßnahmenverordnung ist auf der offiziellen Verkündungsplattform des Freistaates Bayern.
Dieser Artikel wurde mit größtmöglicher Sorgfalt, Recherche und viel Liebe für Tattoo und Piercings in einem Tattoostudio in München-Haidhausen geschrieben.