Tattoo im Urlaub / Ausland stechen lassen
Sich ein Tattoo im Urlaub, oftmals im Ausland als kleines Andenken oder wegen der oftmals günstigeren Preise tätowieren zu lassen ist in den letzten Jahren immer moderner geworden. Grundsätzlicht spricht auch nichts gegen ein Tattoo im Urlaub oder Ausland. Allerdings sollte man auf ein paar Dinge achten. Vieles davon gilt natürlich in Deutschland ebenso.
Wie wird in dem Tattoo Studio gearbeitet? Sind die Tattoobilder wirklich von dort?
Es klingt wie ein böses Vorurteil, ist aber leider traurige Realität. Insbesondere in vielen typischen „Urlaubs-/Touristen-Tattoostudios“ wird oftmals nicht mit sauberen Mitteln gearbeitet. Wir selber haben schon Bilder von Tattoos die bei uns gestochen wurden in den Schaufenstern von Tattoostudios in Thailand und Malaysia gesehen. Auch der Kollege Julian Siebert vom Corpsepainter Tattoo München ist schon vor Bildern von seinen eigenen Arbeiten in Thailand gestanden.
Wir reden hier nicht von Copycats, also kopierten Designs. Sondern von Bildern von Tattoos die im Internet einfach kopiert/geklaut und als die eigenen ausgegeben wurden. Wer z.B. in Phuket die einschlägigen Tattoo Studios abklapert, wird dort jede Menge bekannte Fotos von Star-Tätowierern aus aller Welt finden.
Wie erkennt man, ob die Bilder tatsächlich von dem jeweiligen Tätowierer sind?
Wir empfehlen einen Blick auf die Hintergründe der Tattoobilder zu werfen. Sind auf 20 Tattoobildern 15 verschiedenen Hintergründe (Fliesenfarbe, Studioboden, etc) zu sehen, ist das eher ein schlechtes Zeichen. Findet ihr dort das Tattoo Studio im Hintergrund vor dem ihr gerade steht, dann ist es eher ein gutes Zeichen.
Allerdings ist es dann auch immer noch ratsam, die Bilder von dem Tätowierer zu sehen von dem ihr das Tattoo bekommt. Oftmals werden bei Touristen aus fernen Ländern auch gerne die Azubis rangelassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aus Deutschland ein Tattoostudio z.B. in Bulgarien oder Thailand verklagt, ist dann doch eher gering.
Dank Instagram, Google-Bewertungen etc. hat man heute jedoch auch gute Kontrollmöglichkeiten. Auch schadet es nie, dem Tattoo-Artist beim tätowieren einmal kurz über die Schulter zu schauen. Oder sich den Arbeitsplatz zeigen zu lassen.
Verwendete Materialien bei Tattoos im Ausland
Es schadet nichts, sich die verwendeten Materialien bei Tattoos im Ausland zahlen zu lassen. Werden die bekannten Tattoofarben verwendet? Z.B. die von Intenze, Eternal, etc.? Mit welchen Maschinen wird gearbeitet? Mit was wird ein fertiges Tattoo abgeklebt?
Hygiene bei Tattoos im Ausland
Zumindest was die verwendeten Einweg-Materialien angeht, hab ich hier bei unzähligen Reisen und vielen Besuchen in anderen Tattoostudios keine gravierenden Verstöße feststellen können. Tattoonadeln und Griffstücke sind inzwischen nahezu überall Einwegmaterialien, Handschuhe verwendet auch jeder Tätowierer. Alleine schon um sich selber zu schützen. Dass Stühle, Schläuche, Maschinen etc. abgedeckt oder eingepackt werden ist nahezu überall Standard.
Pflege bei Tattoos im Ausland / Urlaub
Grundsätzlich bedarf ein Tattoo im Ausland natürlich der gleichen Tattoopflege wie ein Tattoo in der Heimat. Viele der Pflegehinweise die man üblicherweise in einem Tattoostudio bekommt sind oftmals konträr zu den Aktivitäten im Urlaub.
Schwimmen, Strand, Sonne etc. sind mit einem frischen Tattoo erst einmal Tabu. Deswegen raten wir immer dazu, ein Tattoo möglichst am Schluss der Reise stechen zu lassen. Oder wollt ihr tatsächlich euch in der schönsten Zeit des Jahres Non-Stop auf euer Tattoo aufpassen wollen?
Beachtet hierzu einfach auch unsere Artikel zur Pflege von Tattoos oder „Tattoo im Sommer stechen“.
Nachstechen bei Tattoos die im Ausland gemacht wurden
Für den Fall, dass euer Tattoo ein nachstechen benötigt: Macht Fotos vom Arbeitsplatz bzw. von der verwendeten Tattoofarbe. Das Nachstechen ist für den Tätowierer in der Heimat deutlich leichter, wenn er weiß welche Farbe verwendet wurde. Schwarz ist nicht gleich schwarz. Aber auch hier ist natürlich Vorsicht angebracht. Ein nachstechen von einem fremden Tattoo ist eine Arbeit, um die sich kein Tätowierer reißt. Einige machen das gar nicht. Der (Grund-)Preis der für das nachstechen fällig wird, macht das gesparte Geld (?) oftmals zunichte.
Preise für Tattoos im Ausland / Urlaub
Man muss nicht lange drum herumreden. Ein Tattoo in München ist (meist) nicht billig. Wir haben in München mit die höchsten Mieten, mit die höchsten Steuersätze und mit die höchsten Lebenshaltungskosten.
Es gibt Länder, in denen ein Tattoo stechen im Durchschnitt noch teurer ist (z.B. Schweiz, Schweden) – in einigen ist es günstiger. Aber auch hier gilt es, sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen. Ein Stundensatz von 100,- Euro mag für einen Tattookunden aus München günstig klingen. Wenn er den jedoch in einem Land bezahlt, in dem der durchschnittliche Monatslohn wenige hundert Euro beträgt, dann wird er vermutlich gerade über den Tisch gezogen.
Fazit:
Ich hab mir selber schon dreimal ein Tattoo im Ausland stechen lassen. Einmal im Jahr 2010 vom Weltklasse-Tätowierer Robert Phoe in Las Vegas. Das hatte ich schon etliche Monate zuvor ausgemacht.
Das zweite Tattoo war in Thailand, Hua Hin. Der Tätowierer war schon viel auf der Welt unterwegs, hatte sehr viele sehr gute Fotos aus seinem Studio und hat mir ein cooles Design gezeichnet. Das Studio war Top gepflegt, ich hatte es oft besucht vor dem Termin. Auch hier hat alles einwandfrei funktioniert.
Das dritte Tattoo war letztes Jahr in Gran Canaria, Maspalomas. Auch hier hatte ich mir das Studio und Tätowierer sehr oft angeschaut, bevor ich mich auf den Tattoostuhl gesetzt hatte. Am Tag vor der Abreise. Manchmal passt eben einfach alles.
Natürlich gibt es im Ausland unzählige gute Studios. Natürlich kann man sich dort ein Tattoo stechen lassen. Sei es als Souvenir, oder weil einem die Arbeit von dem Künstler gefällt oder einfach um Geld zu sparen. Man sollte nur – wie eigentlich immer wenn es um ein Tattoo geht – die Augen besonders gut aufmachen.
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist geboren 1977 und seit dem Jahr 1995 tätowiert. Er hat über 350 Stunden unter der Tattoonadel bei vielen verschiedenen Tätowierern verbracht. Vom Hals abwärts ist er zu 100% tätowiert. Im Jahr 2007 eröffnete er zusammen mit seinem Bruder Thomas den Tempel München.